Neubau oder Sanierung, was lohnt sich mehr?
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Tânia Ferreira
12/9/2025
Ein Gesprächsleitfaden für Eigentümern, Bauherrn und Projektentwickler
Wir werden täglich genau das gefragt. Und wir verstehen warum!
Warum ist diese Frage heute so präsent?
Weil sich unsere Rahmenbedingungen spürbar verändert haben. Energiepreise sind nicht mehr selbstverständlich günstig, CO₂-Kosten fließen zunehmend in die Kalkulation ein, Förderprogramme werden regelmäßig angepasst und gleichzeitig wünschen sich viele Menschen mehr Raum, bessere Grundrisse, Barrierefreiheit und einen zeitgemäßen energetischen Standard. Dazu kommen kommunale Satzungen, Bebauungspläne und, je nach Ort, Vorgaben aus Gestaltungssatzungen oder dem Denkmalschutz.
Es ist komplexer geworden. Genau deshalb taucht die Frage „Neubau oder Sanierung?“ so oft auf.
Und ja, es hat sehr viel mit Preisen zu tun:
Baukosten: Material, und Lohnkosten sind in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Neubau profitiert zwar von klaren Abläufen und Standards, bringt aber häufig höhere Quadratmeterkosten mit sich (Fundament/Rohbau, Erschließung, gesamte Gebäudehülle, komplette Technik).
Sanierungskosten: Im Bestand entstehen geringere Neubauanteile, dafür selektive Eingriffe (Hülle, Technik, Grundriss). Das ist oft günstiger pro Projekt, birgt aber Überraschungsrisiken und setzt auf Etappierbarkeit (heute Hülle, morgen Technik). Unterm Strich kann es sich trotzdem rechnen, weil man Investitionen über die Zeit streckt und früh Energiekosten senkt.
Finanzierung: Zinsen und Tilgungsstrukturen beeinflussen die Entscheidung. Eine geringere Anfangssumme bei der Sanierung kann die monatliche Belastung reduzieren.
Förderung: Zuschüsse und zinsgünstige Kredite stärken besonders die energetische Sanierung; nachhaltige Neubauten können ebenfalls profitieren, die konkrete Wirkung hängt von Standard, Zeitpunkt und Programm ab.
Lebenszyklus: Wir vergleichen CAPEX (Invest) und OPEX (Betrieb) über 30–50 Jahre. Ein teurerer Neubau kann sich durch niedrigere Betriebskosten und höhere Nutzungsqualität rechnen. Eine klug geplante Sanierung holt durch geringere Invest und deutliche Energieeinsparungen auf, besonders, wenn Förderungen greifen.
Mini Rechenbeispiel:
Variante A – Sanierung: 350.000 € Invest für Hülle und Technik, 30 % Energiekostenersparnis, förderfähige Maßnahmen. Geringere Kreditlast + niedrigere Betriebskosten ab Jahr 1.
Variante B – Neubau: 600.000 € Invest, sehr niedrige Betriebskosten, höhere Flächenqualität und ggf. besserer Marktwert.
Ergebnis: Ohne Förderung liegt die Sanierung in der Anfangsphase meist vorne (geringere Monatslast), der Neubau kann sich ab einem gewissen Horizont rechnen, wenn Mehrwert (Fläche/Nutzung/Markt) die Mehrinvestition übersteigt. Mit Förderung verschiebt sich die Bilanz häufig zugunsten der Sanierung.
Wir erleben heute drei klare Entscheidungswege:
Bestand sanieren (Sie besitzen/kaufen ein Objekt und entwickeln es weiter),
Ersatzneubau auf eigenem Grundstück, und
Neubauwohnung im Mehrfamilienhaus kaufen, bereits geplant, oft kurz vor Fertigstellung oder bezugsfertig.
Damit ist die Perspektive klar: es geht nicht nur um „selbst bauen vs. Bestand sanieren“, sondern auch um den Kauf einer neuen, bereits geplanten Wohnung. Genau diese dritte Option ist preislich oft höher, bringt dafür Planungssicherheit und Zeitgewinn, mit weniger Gestaltungsspielraum.
Drei Wege, Vergleich
Invest/Preis
Bestand sanieren: meist geringere Einstiegssumme; jedoch Reserven für Bestandsrisiken einplanen.
Ersatzneubau (eigener Bau): hohe Anfangsinvestition, dafür transparente Kalkulation je Gewerk.
Neubauwohnung (MFH/WEG): hoher m²,Preis, Gesamtpreis fixiert; Sonderwünsche extra.
Zeit
Bestand sanieren: oft schnell startbar, auch abschnittsweise.
Ersatzneubau: längerer Vorlauf (Planung, Genehmigung, Bauzeit).
Neubauwohnung: je nach Baufortschritt sehr planbar; zügiger Einzug.
Gestaltung
Bestand sanieren: viel Einfluss, im Rahmen der Substanz.
Ersatzneubau: maximale Planungsfreiheit.
Neubauwohnung: Grundrisse/Ausstattung weitgehend festgelegt.
Förderung
Bestand sanieren: sehr gute Kombinationsmöglichkeiten (Einzelmaßnahmen/Effizienzhaus).
Ersatzneubau: möglich bei nachhaltigen Standards.
Neubauwohnung: häufig im Projektstandard „eingepreist“; zusätzliche Programme fallabhängig.
Betriebskosten
Bestand sanieren: abhängig vom Sanierungsniveau.
Ersatzneubau: in der Regel sehr niedrig.
Neubauwohnung: meist niedrig (aktueller Standard).
Risiken
Bestand sanieren: Überraschungen im Bestand.
Ersatzneubau: Genehmigungs- und Terminrisiken.
Neubauwohnung: Bauträger,/Fertigstellungsrisiken, WEG-Entscheidungen.
Wie wir die Entscheidung angehen
Wir arbeiten immer in zwei Ebenen: der Sachlichkeit und der Lebensrealität.
Sachlich prüfen wir Bausubstanz, Statik, Schadstoffe, Energie, Haustechnik und rechtliche Rahmenbedingungen (BauO NRW, BauGB und örtliche Vorgaben; in anderen Bundesländern gelten jeweils die landesspezifischen Bauordnungen).
Zugleich hören wir zu: Wie lebt oder arbeitet man im Haus? Wie wichtig ist der Zeitfaktor? Welches Budget ist realistisch, und wie empfindlich reagieren Sie auf Überraschungen?
Wenn Sie sich fragen, ob Sanierung „noch lohnt“, lautet unsere ehrliche Antwort: Sehr oft ja, aber nicht um jeden Preis. Und ob sich ein Neubau „immer rechnet“? Nicht automatisch, er braucht die passenden Ziele und den passenden Ort.
Was spricht für die Sanierung
Sanierung punktet, wenn die Tragstruktur solide ist und das Nutzungskonzept mit überschaubaren Eingriffen erreichbar bleibt. Häufig lassen sich Dach, Fassade und Fenster sinnvoll ertüchtigen, Leitungsführungen neu organisieren und die Haustechnik auf effiziente Systeme umstellen. Das Ergebnis ist ein Haus, das vertraut bleibt und doch einen neuen energetischen und gestalterischen Standard erreicht.
Wir mögen Sanierungen auch, weil sie Ressourcen schonen: Wer tragfähige Bauteile erhält, spart Material, Transport und graue Energie. Und nicht selten entsteht ein architektonischer Charme, den ein Neubau so gar nicht nachbilden kann.
Rechtlich kann eine Sanierung Vorteile haben: Viele Maßnahmen sind genehmigungsfrei, verfahrensfrei oder anzeigepflichtig, je nach Umfang, Bundesland und Kommune. Wo Eingriffe in Statik, Fassade oder Nutzung erfolgen, begleiten wir selbstverständlich den Genehmigungsweg. In Erhaltung, oder Denkmalbereichen stimmen wir die Schritte früh mit den Behörden ab.
Aber Sanierung braucht Ehrlichkeit. Überraschungen im Bestand, verdeckte Schäden, Schadstoffe, unklare Leitungswege, können Zeit und Budget beanspruchen. Genau deshalb planen wir Puffer ein und öffnen kritische Bauteile früh, bevor die große Entscheidung fällt.
Was spricht für den Neubau
Ein Neubau überzeugt, wenn Struktur und Substanz des Bestands stark geschädigt sind, wenn ganz neue Flächenziele (z. B. zusätzliche Vollgeschosse oder eine andere Gebäudegeometrie) gebraucht werden oder wenn das energetische Zielniveau im Bestand nur mit unverhältnismäßigem Aufwand erreichbar wäre. Auch städtebaulich kann ein Ersatzneubau sinnvoll sein: bessere Ausnutzung des Grundstücks, Barrierefreiheit von Anfang an, klare Erschließung, nachhaltige Konstruktion und moderne Gebäudetechnik.
Wer neu baut, hat in der Regel kalkulierbarere Bauabläufe: Abriss, Rohbau, Ausbau, ohne die Unwägbarkeiten eines Altbaus. Allerdings braucht der Neubau meist das volle Baugenehmigungsverfahren (BauO/BauGB; in NRW z. B. inkl. Bebauungsplan, und Abstandsflächenprüfung). Das kostet Zeit und verlangt eine saubere Planung. Deshalb rechnen wir Neubau nicht gegen die Investition allein, sondern gegen den gesamten Lebenszyklus, inklusive Betrieb, Instandhaltung und CO₂-Kosten.
Was spricht für den Kauf einer Neubauwohnung (im Mehrfamilienhaus)?
Das ist die dritte Option, sie ist kein eigener Bau, sondern ein Kauf in ein bereits geplantes/gebautes Projekt. Die Logik unterscheidet sich deutlich:
Stärken
Zeitgewinn und Planbarkeit: Bezugsfertigkeit oder klarer Fertigstellungstermin; keine eigene Baustellenkoordination.
Fixierter Preisumfang: Kaufpreis je m² und Ausstattungsstandard sind definiert; Sonderwünsche optional.
Technik und Effizienz: Aktuelle Neubaustandards (z. B. gute Hülle, effiziente Anlagentechnik) senken Betriebskosten.
Gewährleistung: Mängelansprüche gegenüber dem Bauträger; klare Abgrenzung.
Worauf achten?
Weniger Gestaltungsspielraum: Grundrisse/Ausstattung sind weitgehend festgelegt; Sonderwünsche verteuern.
WEG-Struktur und Hausgeld: Teilungserklärung, Gemeinschaftseigentum, Rücklagen – laufende Kosten realistisch prüfen.
Bauträger, und Fertigstellungsrisiken: Bonität, Referenzen, vertragliche Sicherungen, Baufortschritt.
Lage und Marktpreis: m²,Preise sind oft höher als im sanierungsfähigen Bestand; Wiederverkaufs, und Vermietungsfaktoren einpreisen.
Für alle, die schnell, planbar und ohne eigene Bauorganisation zu modernem Wohnraum kommen möchten, ist die Neubauwohnung attraktiv. Wer hingegen individuelle Grundrisse oder besondere Materialien wünscht, oder Budgethebel über eigene Entscheidungen sucht, ist mit Sanierung oder eigenem Neubau flexibler.
Die wirtschaftliche Perspektive, Investition vs. Lebenszyklus
Die schönste Architektur muss sich rechnen. Wir betrachten daher nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die Lebenszykluskosten über 30–50 Jahre: Energie, Instandhaltung, Modernisierungszyklen, mögliche CO₂-Kosten und den zu erwartenden Restwert. Eine gute Sanierung senkt laufende Kosten spürbar, ein gelungener Neubau steigert Nutzungsqualität und Marktfähigkeit. Welche Variante vorn liegt, zeigt nicht selten der Blick auf die Förderlandschaft: Zuschüsse und zinsgünstige Kredite können die Sanierung massiv stärken – und auch ein nachhaltiger Neubau kann von passenden Programmen profitieren.
Wichtig ist: Förderprogramme sind dynamisch und regional unterschiedlich kombinierbar. Wir prüfen im Projekt die aktuelle Lage und bauen daraus eine Förderstrategie, die zur Planung passt.
Recht und Technik
Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) gelten Effizienzanforderungen, die bei bestimmten Eingriffen im Bestand zu berücksichtigen sind. Bei neuen Heizsystemen sind Quoten für erneuerbare Energien ein Thema; die genaue Ausgestaltung hängt vom Einzelfall ab. Auf EU Ebene gibt es Vorgaben, die in nationales Recht umgesetzt werden – Ziel ist in jedem Fall eine deutliche Senkung des Energieverbrauchs im Gebäudebestand.
Was bedeutet das praktisch? Wir klären früh, welche Pflichten greifen, welche Standards sinnvoll sind und welche Spielräume bestehen. In der Bauordnung (z. B. BauO NRW) geht es dann um Genehmigungsart, Abstandsflächen, Brandschutz, Stellplätze, Barrierefreiheit und ggf. besondere örtliche Vorgaben. Und wenn Denkmalschutz berührt ist, stimmen wir Gestaltung und Technik in enger Abstimmung ab. So wird Recht zur Richtschnur – nicht zum Stolperstein.
Zeit und Risiko, die realistische Planung
Sanierungen können abschnittsweise erfolgen, teilweise bei laufender Nutzung. Das verkürzt Stillstands-Zeiten, verlangt aber eine kluge Baustellenlogistik. Neubauten folgen einem nachvollziehbaren Bauablauf, benötigen jedoch längere Vorläufe durch Planung, Genehmigung und ggf. Erschließung. Wir legen mit Ihnen gemeinsam den kritischen Pfad fest, definieren Puffer und entscheiden, ob Zwischenlösungen (z. B. temporäre Ausweichflächen) sinnvoll sind.
Unser Entscheidungs-Framework, damit aus Bauchgefühl Klarheit wird
Wir verbinden Analyse mit Gespräch. Am Ende steht eine belastbare Entscheidungsvorlage:
Technischer Quick-Check: Bausubstanz, Statik, Schadstoffe - mit gezielten Öffnungen, nicht mit dem großen Hammer.
Energetische Szenarien: Von Einzelmaßnahmen über Sanierung in Stufen bis zum Effizienzhaus sowie der Vergleich mit Ersatzneubau.
Recht und Genehmigung: Bauordnung, Bebauungsplan, Satzungen, Denkmalschutz - bundeslandspezifisch und gemeindlich abgestimmt.
Förderstrategie: Welche Programme passen, wie lassen sie sich kombinieren, wann ist der beste Zeitpunkt für den Antrag?
Lebenszyklusrechnung: 30–50 Jahre, inkl. Energie, Instandhaltung und CO₂-Kosten, transparent und verständlich.
Zeit und Risiko: Bauphasen, Verfügbarkeit von Handwerkskapazitäten, Puffer für Unwägbarkeiten.
Das Ergebnis ist kein „Es kommt darauf an“, sondern ein klarer Variantenvergleich, mit Empfehlung, warum Sanierung oder Neubau in Ihrem Fall sinnvoller ist.
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FAQs
Gibt es einen Sanierungszwang?
Nein, pauschal nicht. Es gibt Nachrüst- und Effizienzanforderungen, die je nach Maßnahme und Umfang gelten. Wir prüfen Ihren Einzelfall und erklären, was wirklich verpflichtend ist und was freiwillig, aber wirtschaftlich klug.
Was geht schneller?
Oft die Sanierung, weil manche Maßnahmen vereinfachte Verfahren haben. Bei Ersatzneubau rechnen Sie mit einem regulären Genehmigungsprozess. Neubauwohnung kaufen ist häufig am schnellsten, abhängig vom Baufortschritt.
Wie finde ich die beste Förderung?
Wir kombinieren bundesweite, landesspezifische und kommunale Programme, abhängig vom Gebäudetyp, Standard und Zeitpunkt. Das kann den Ausschlag geben. Bei Neubauwohnungen ist Förderung oft im Projektstandard eingepreist; wir prüfen, ob zusätzliche Programme (z. B. für Eigennutzer) relevant sind.
Worauf muss ich bei WEG/Teilungserklärung achten?
Regelungen zu Gemeinschafts- und Sondereigentum, Kostenverteilung, Sondernutzungsrechten sowie Rücklagenhöhe. Wir lesen mit und erklären die Auswirkungen auf Betriebskosten und Handlungsspielräume.
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